Ein Zwischenbericht von Ralph Neininger (VSG Offenbach)
Zum Austragungsort auf der „Insel der Magie“ Florianópolis kamen wir über Buenos Aires und Montevideo, wo wir bereits auf Sarahs WM-Trainer IM Robert Baskin getroffen waren, der mit uns zusammen die beiden Hauptstädte erkundete. Robert hatte schon zu Hause bei Sarahs WM-Vorbereitung geholfen zusammen mit WGM Kateryna Dolzhykova, die mit Sarah regelmäßig trainiert.
Die Ankunft schließlich am Hotel im Urlaubsort Canasvieiras verlief reibungslos durch einen vom Veranstalter organisierten Transfer zwischen Flughafen und Unterkunft. Dort trafen wir auf die deutsche Delegation, die von Bundesjugendtrainer IM Bernd Vökler routiniert und gelassen angeführt wird. Zudem als Trainer neben Robert ist GM Henrik Teske mit im Team.
Der Spielsaal befindet sich in der fünften Etage des Hotels Canasvieiras IN. Die ganze Etage ist abgeriegelt und nur für die Spielerinnen und Spieler zugänglich, ab Runde 2 zudem für die Delegationsleiter. Der Zugang erfolgt durch eine Schleuse, in der – ähnlich zum Flughafen – nach elektronischen Geräten abgesucht wird. Erlaubt in den Spielsaal mitzubringen sind lediglich eine durchsichtige Getränkeflasche sowie ein geruchloser Snack, der nicht direkt am Brett verzehrt werden darf. Zu den Skurrilitäten gehört, dass keine Partieformulare mit Durchschlag vorhanden sind. Die Empfehlung des Veranstalters lautet, zwei Formulare gleichzeitig zu führen, um eines abzugeben, das andere zu behalten. In jeder der sechs Altersklassen (U18, U16, U14, U18w, U16w, U14w) gibt es leider nur vier digitale Bretter, die live z.B. auf lichess.com übertragen werden.
Im Speisesaal sind regelmäßig zwei bewaffnete, uniformierte Angehörige der militärischen Polizei (Polícia Militar) anwesend. Da die Polícia Militar präventiv der Gefahrenabwehr dienen soll, sind sie von Seiten des Hotels gerne gesehen und dürfen deshalb dort kostenlos essen. Der aktuelle Gouverneur des Bundesstaats Santa Catarina, der der seit der Präsidentschaft Bolsonaros rechtspopulistischen Partido Liberal angehört, zeigt laut eines Bekannten aus Florianópolis gerne Stärke durch militärische Präsenz.
Sarah wurde in Runde 1 gegen eine Spielerin aus Kenia ohne Elo-Zahl gepaart, gegen die sie recht schnell gewinnen konnte. In Runde 2 wurde sie gegen eine WFM aus Russland gelost, die unter FIDE-Flagge spielt. Die Partie endet nach hartem Kampf nach 5 Stunden mit remis. Diese Paarung wurde per Zufall ausgewählt, um die Spielerinnen nach der Partie noch mal mit Scannern abzusuchen. In Runde 3 konnte Sarah Robert Baskins Vorbereitung gegen eine Französin mit wesentlich höherer Elo-Zahl sehr gut aufs Brett stellen und nach einer Ungenauigkeit der Gegnerin merklichen Vorteil in Form eines Mehrbauern mit Schwarz erhalten. Die Gegnerin fand allerdings Wege, taktische Verwicklungen zu schaffen. Sarah übersah ein mögliches Damenopfer und musste dann leider schnell aufgeben. Das war bitter, wenngleich die Gegnerin verdient gewonnen hat. In der vierten Runde gelang es Sarah mit Weiß, Druck aus der Eröffnung ins Mittelspiel mitzunehmen und ihre etwa Elo-gleiche Gegnerin schließlich in einem besseren Turmendspiel zu besiegen. Nach vier von elf Runden ist der Start für Sarah mit 2,5 Punkten insgesamt erfreulich.
Ein Bericht nach Runde 3 findet sich auf den Seiten des Deutschen Schachbunds unter
Die Ergebnisse der deutschen Delegation siehe hier.